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KUNIGUNDE – ZWISCHEN DOM UND REICH

Die drei Leinwände des Triptychons sind inhaltlich und gestalterisch miteinander verknüpft. Von links nach rechts fließen die Bilder ineinander über. 
Formen und Zitate der romanischen Architektur versetzen die Betracher:innen in die Zeit, in der Kunigunde lebte. Zusammen mit den in verschiedenen Strukturen imitierten Materialien Sand, Stein, Eisen und Holz lassen sie uns den Kaiserdom des 11. Jahrhunderts erspüren. So waren die Gemäuer der Westkrypta, der im Diözesanmuseum ausgestellte Sarkophag der hl. Kunigunde und das Modell des Heinrichsdoms meine Inspirationen.
Der romanische Bogen im linken Gemälde leitet von dem detailliert dargestellten Porträt der im Gebet versunkenen Kunigunde zum schematisch wiedergegebenen Grabmal des Kaiserpaars über. Dabei wird deutlich, dass sie die starke Frau an der Seite des Kaisers und die Mitregentin ist, aber auch, dass es im Triptychon ausschließlich um sie geht. Die vertikalen Linien vermitteln zwischen ihr und Gott, bei dem sie den Rat bei politischen Entscheidungen sucht und von dem sie ihre Stärke empfängt.
Im meditativ anmutenden Zentralgemälde steht die Atmosphäre im Mittelpunkt. Kunigunde ist lediglich als Silhouette, frei von ablenkenden Details, wiedergeben. Sie schreitet durch einen Kirchenraum. Nach der Zwiesprache mit Gott wirkt sie ruhig und gefasst. Die Entscheidung ist getroffen. Die gewählte Farbigkeit erzeugt die Stimmung von Kerzenlicht und Weihrauch nach einem Gottesdienst: Die Luft ist trüb, blau und riecht nach Weihrauch.
Diagonalen leiten zum rechten Gemälde über, in dem sich die Architekturen des alten Heinrichsdoms mit dem Dom von heute, der Grabstätte der Heiligen, begegnen. Das repetierende Motiv des Treppenaufgangs aus der Krypta führt uns hinaus, ins Jetzt, wo die Taten und Werke Kunigundes nachwirken.


Ivana Koubek

KUNIGUNDE VON LUXEMBURG (975–1033)

Kaiserin und Heilige

Kaiserin Kunigunde und ihr Ehemann Kaiser Heinrich werden in Bamberg als Bistumsgründerin und Bistumsgründer, aber auch weit darüber hinaus, heute noch verehrt. Und das hat viel und vielleicht sogar vor allem mit Kunigunde zu tun.
Kunigunde von Luxemburg war eine Nachfahrin der Karolinger und damit für Heinrich wohl eine geeignete Partie, um seinen Herrschaftsanspruch zu untermauern. Die Legende spricht von einer innigen Zuneigung der beiden. Heinrich selbst nennt sie in seinen Urkunden „amantissima coniunx“, geliebteste Gattin.
Geschildert werden sie als Ehepaar, das in religiösen und politischen Fragen an einem Strang zog. Da ihre Ehe kinderlos blieb, setzten sie Christus als Erben ein und gründeten das Bistum Bamberg. Als „Stifterin“ sorgte Kunigunde für eine reiche „Memoria“ (Erinnerungskult). Als „consors regni“ (Mitregentin) übernahm Kunigunde Regierungsaufgaben. Als „Fürbitterin“ trat sie für andere ein und vermittelte diplomatisch.
Auch das Kloster Kaufungen, in das sie sich nach Heinrichs Tod (1024) und der Übergabe der Herrschergewalt zurückzog, war von ihr gegründet worden. Schon mit ihrem Tod 1033, spätestens mit ihrer Heiligsprechung 1200, setzte ein lebendiger Kunigundenkult ein, der Parallelen zur Verehrung der Gottesmutter Maria aufweist. Bald überholte Kunigunde in ihrer Popularität ihren heiligen Ehemann.
Kunigunde ist für mich eine Vorreiterin für die Gleichberechtigung von Frauen in Gesellschaft, Politik und Kirche. „Kuni“, wie man Dich in Bamberg liebevoll nennt – Dein Wirken wirkt.


Jacqueline Stößel

1_2_Kunigunde

KUNIGUNDE – ZWISCHEN DOM UND REICH

2022–2023, Mischtechnik (Acryl, Acrylstift, Bleistift, Strukturpaste, Sand) auf Leinwand 3 Tafeln à 140 x 120 cm