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TECLA „... wen soll ich noch fürchten?“

Mein künstlerischer Ansatz ist eine mehrteilige Installation, in der ich mich Tecla Merlo in Metaphern nähere.
Das Symbol der Fußwaschung steht im Kontext für die Gemeinschaft mit Jesus, die bei den Aposteln ihren Anfang nahm, als Zeichen für Demut und Nächstenliebe. Für mich ein Sinnbild für Teclas Glaubensinhalt. 
Der Stuhl, einfach, bescheiden, im Stil der 60er, dem Jahrzehnt ihres letzten irdischen Wirkens, steht für ihren Platz in der Gemeinschaft des Ordens und der Kirche. Die Formen der Lehne und Sitzfläche, assoziieren alte Drucklettern, zeigen ihre Intension der Glaubensverbreitung und deuten zugleich auf die Gründung der Druckerei hin. Sie sollen an Steintafeln erinnern, an etwas Überdauerndes, Würdiges, zugleich aber auch wie ein weiches Polster, auf dem man sitzt. Der Stuhl steht auch in der uralten Tradition von Macht und Herrschaft. Er erinnert, an die Stellung der Frau in der katholischen Kirche und wirft die Frage nach Veränderung, Wechsel und Gleichberechtigung auf. 
Der Himmel weist auf Teclas Reisen und die Verbreitung des Ordens in die vier Himmels- richtungen hin. Er spiegelt sich in den Objekten und somit in Tecla.
Der Rahmen begrenzt optisch und steht inhaltlich für die Grenzen, die Tecla gesetzt wurden. Ein durchlässiger Würfel ohne Seitenflächen, der das Überwinden dieser Linien durch ihre Innovationen impliziert.


Kerstin Himmler

TECLA MERLO (1894–1964)

Ordensfrau, Mitbegründerin der Paulus-Schwestern, Apostelin der sozialen Kommunikationsmittel

Demütig und mutig. Beständig und innovativ.
Was treibt eine junge Ordensfrau dazu, Druckereien zu gründen, Flugblätter zu drucken, zu fliegen? Die Mit-Gründung des Ordens der Paulus-Schwestern im Alter von nur 19 Jahren steht am Beginn des unermüdlichen Einsatzes von Tecla Merlo für die Verkündigung der Botschaft Christi. Leitend und dienend zugleich versteht sie ihre Aufgabe darin, junge Frauen zu Pionierinnen moderner Medien auszubilden, Bibliotheken zu gründen, zu drucken. Und dies zu einem Zeitpunkt als Medien wie Flugblätter, Wochen- oder Monatszeitschriften als Mittel der Verkündigung völlig neu waren. 1915 eröffnet Teresa Merlo eine erste Frauenwerkstatt in Alba (Piemont), die sich nicht nur der Erlernung des Druckerhandwerks widmet, sondern zugleich die Frauen durch ein persönliches Gelübde spirituell verbindet. Dann scheinen sich die Dinge zu fügen und Teresa nimmt sie an: Prägend wird der Priester Giacomo Alberione, der Gründer der Paulusfamilie, der ihr anträgt, den Orden der Paulusschwestern zu begründen und zu führen. 1922 wird sie Oberin unter dem Ordensnamen Sr. Tecla. Es gelingt ihr, die Schwesterngemeinschaft nach innen zu stärken und nach außen zu erweitern: Tochtergründungen nicht nur in Italien, sondern überall auf der Welt entstehen – auch im Erzbistum Bamberg.
Mich beeindrucken ihre Unerschrockenheit, ihre Weitsicht und Hingabe, die aus ihrem Werk und ihren Worten sprechen: „Wir ehren Gott nicht mit Angst, sondern mit Vertrauen und Liebe“.


Dr. Birgit Kastner

3_7_Himmler

TECLA „... wen soll ich noch fürchten?

Metall, Kunststein, Epoxidharz, Chrom- verspiegelung, Lack Leuchtkasten: Acrylglas, Holz 150 x 150 x 150 cm