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MARY WARD

Schuhe aus Stein. Gebraucht, getragen. Sie sehen „tough“ aus, geradezu modern und zeitgenössisch. 
In der Andeutung eines Schrittes imaginieren sie die Trägerin. 
Mary Ward war für das 17. Jahrhundert außer- gewöhnlich fortschrittlich. Mit ihrem Sinn für Gleichberechtigung hatte sie die Vision von Bildungseinrichtungen für Mädchen aller Gesell- schaftsschichten – als Voraussetzung, die eigene Berufung zu erkennen, um selbstbestimmt zu leben. Heute so aktuell wie damals.
Bei der Recherche zu Mary Ward stieß ich auf ein Foto ihrer Pilgerschuhe, die sich in Altötting befinden. Faszinierend fand ich die Vorstellung, dass sie damit von Belgien aus die Alpen nach Rom überquerte, um vom Papst die neuen Bildungs- institute für Mädchen bestätigen zu lassen. 
Unermüdlich und tatkräftig setzte sie sich für ihre Idee ein. Die Schuhe erzählen davon. Interpretiert in Belgischem Blaustein verweisen sie auf den Aus- gangspunkt und den steinigen Weg ihrer schweren Mission. In Form und Präsentation sind sie ein Denkmal für Mary Ward, der großartigen Visionärin für uns Frauen.


Rosa Brunner

MARY WARD (1585–1645)

Großes vollbringen

Mary Ward wurde am 23. Januar 1585 in Nord- England geboren. Kindheit und Jugend wurden von der Katholikenverfolgung in ihrer Heimat geprägt. Um ihr Leben Gott zu weihen, wollte sie in den strengsten Orden eintreten. Doch zeigte sich, dass das nicht ihre Berufung war. 
Zusammen mit einigen Gefährtinnen begann sie 1610 in Belgien, englische Mädchen zu unterrichten. Ihre Gemeinschaft organisierte sich nach dem Vorbild des Jesuitenordens. Erziehung, Glaubensvermittlung und Mitarbeit in der Seel- sorge waren die Aufgaben; denn „auch Frauen können Großes vollbringen“. Zwischen 1616 und 1628 errichtete sie Schulen für Mädchen in Saint- Omer, Lüttich, Köln, Trier, Rom, Perugia, Neapel, München, Wien und Bratislava. Dazu war sie zwischen England und Sizilien, zwischen Bratislava und Paris unterwegs und legte viele Strecken zu Fuß zurück. 
Sie fand Unterstützung, unter anderem bei den deutschen Fürsten, die die Notwendigkeit von Bildung für Frauen erkannten. Sie erfuhr aber auch erbitterte Gegnerschaft, da ihre Selbstständigkeit dem gängigen Frauenbild widersprach und mit dem geltenden Kirchenrecht nicht in Einklang zu bringen war. Zwanzig Jahre nach dem Beginn wurde ihr Werk von Papst Urban VIII. verboten, die Mehrzahl der Niederlassungen aufgehoben. 
Um den Vorwurf zu entkräften, sie sei von der Inquisition verurteilt worden, nahm sie als Schwer- kranke die Reise von Rom nach Flandern und dann nach England auf sich, wo sie inmitten des Bürger- kriegs am 30. Januar 1645 starb. 

Sr. Ursula Dirmeier

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MARY WARD

Belgischer Blaustein 19 x 30 x 12 cm, 20,5 x 29 x 12 cm