Maria sitzt schwanger auf einem Hocker an einem Durchgang, am Anfang eines neuen Lebens- abschnitts. Markante Schattenformen umspannen die Figur und erzeugen Räumlichkeit. Sie trägt ein graugrünes Oberteil und dunkelblaue Hosen. Die beleuchtete Wand hinter ihr lässt mit ihrem hellen Blau an einen senkrechten Himmel denken. Der Platz, an dem sie sitzt, erzählt ohne Worte und überhaupt treten die äußeren Dinge in den Hintergrund. Das reduzierte Interieur ummantelt die Figur. Es ist ein unbestimmter und instabiler Ort, ein Ort im Durchgang und Umbruch. Maria sitzt still und wach und wartet auf die Niederkunft. Abstrahierte landschaftliche Formen rahmen das Eitemperabild mit einer fragil wirkenden Räumlich- keit, die auf Weghaftes verweist.
Transition meint den Übergang der jungen Frau Maria zur Elternschaft. Eine Schwangerschaft ist eine Herausforderung mit ungewissem Ausgang, die Geburt des ersten Kindes eine Zäsur im Leben einer Frau. Jesus wurde „aus der Frau“ geboren heißt es im Galaterbrief (Gal 4,4). Maria ist die Frau, die Gottes Repräsentanten im Transitorischen gebiert. Gott tritt auf, kommt in die Welt und nimmt Sitz in Maria. Gottes Sein in der Welt ist im Werden. Für Marias Leben ist das Transitorische, das auf dem Weg Seiende charakteristisch. Von Nazareth aus auf dem Weg nach Bethlehem, dann nach Ägypten, wieder nach Nazareth und später nach Jerusalem. Ebenso trägt sie das Weghafte ihres Sohnes Jesus mit. Diese Eigenschaft ihres Lebens verbindet sie mit unserer heutigen Zeit.
Anna Maria Kursawe