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KLARA, DIE GROSSE

„Klara, die Große.“ erstreckt sich über die Wand und ergießt sich über den Boden. Mit „meiner“ Klara wollte ich dem, was ich über sie gelernt habe, mit einer raumgreifenden Arbeit begegnen. 
Im Bild findet relativ wenig statt, so entsteht eine atmosphärisch dichte “Begegnung im Spiegel“. Der Stärke Klaras lasse ich durch Format und Behandlung der Leinwand Wertschätzung zukommen und hole sie so ins „Contemporary“. 
Ich gehe aus dem Zweidimensionalen hinaus in den Raum, um die körperliche Wahrnehmbarkeit zu verstärken. In dieser Radikalität tue ich das in dieser Arbeit erstmalig.
Mein Ausgangspunkt ist das „Quellengleichnis“, das heimliche Treffen von Klara und Franz von Assisi an einer Quelle. Wem oder was Klara in diesem spiegelnden Wasser begegnet, sei den Betrachter:innen überlassen.
Der robuste rohe Leinenstoff nimmt Bezug auf Klaras einziges Gewand. Um meine Figur so puristisch wie möglich zu zeigen, trägt Klara keine Kleidung. Die Haltung erinnert an eine „Start- Position“ – wie bei einer Sportlerin, die sich auf ein Rennen vorbereitet. Ihr Körper, durch viele Krankheiten gezeichnet, war kein perfekter Körper. Auch das hat mich interessiert.
Klara begegnet uns in ihrer ursprünglichsten Form: als Frau, als Mensch, als Kämpferin, die weiß, was sie will. Klara in ihrer ruhenden Position zeigt Kraft, Würde und Anspannung, die Hände in der Bewegung begriffen: sie sucht, sie findet.


Lisa Wölfel

KLARA VON ASSISI (1193–1253)

frei gewählte Armut

Klara di Offreduccio lebte ausschließlich in Assisi (Italien). Sie entstammte einer angesehenen Adelsfamilie und verfügte über eine gute Bildung.
Schon als junge Frau versuchte sie einen alternativen Lebensstil, gegen damalig gängige Vorstellungen. 
Mit 18 Jahren begegnete sie Franziskus von Assisi, dessen radikale Lebensform sie beeindruckte. 1212 floh sie nachts aus ihrem Elternhaus zu Franziskus und seinen Brüdern. Die Familie wollte sie mit Gewalt zurückholen, was ihr nicht gelang. 
Der Bischof von Assisi überließ Klara und einigen Frauen die kleine Kirche San Damiano unterhalb der Stadt. Dort teilten die Frauen Leben und Glauben in äußerster Armut und geschwisterlichem Umgang. Es gab keine Standesschranken, kein „Oben und Unten“, alle waren Schwestern, unabhängig, ob jung oder alt, alle waren Schwestern, unabhängig von Alter oder Stand.
Über Jahre lebten die Frauen ohne Klausur, ohne Ämter und sonstige kirchenrechtliche Vorgaben als „mindere Schwestern“. Wichtig war Klara, dass sie in frei gewählter Armut ein Leben in der Nachfolge Jesu leben konnten. 
Klara und ihre Schwestern lebten nicht als weltfremde, verborgene, stille Beterinnen in San Damiano. Menschen kamen zu ihnen, um Rat, Hilfe und Heil zu erbitten. 
Klara pflegte eine innige geistliche Beziehung zur Königstochter Agnes von Prag, mit der sie im brieflichen Kontakt stand. 
Ein Leben lang kämpfte sie um die Anerkennung ihrer eigenen Ordensregel für ihre Gemeinschaft. 
Dieser Wunsch erfüllte sich einen Tag vor ihrem Tod. 


Sr. Pernela Schirmer

Sr. Martina Schmidt

 

1_1_Clara

KLARA, DIE GROSSE

Tusche, Acryl, Pastell, Öl und Kohle auf rohem ungrundierten Leinen 300 x 480 cm